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ab-2 Präf
1. 'Vollendetheit eines Geschehens' de fertig, zu Ende; et ära, valmis, lõpuni
vgl abladen, abstricken, abschmieden
2. 'ein wenig, zum Teil' de ein wenig, zum Teil; et pisut
3. de (verstärkend); et ära
ich habe mir die Nase abgestoßen
er hat mir die Zehe abgetreten [in Livland]
vgl abschlagen, abfallen
4. de herab; et maha, väiksemaks, vähemaks
eine Lampe abdrehen 'den Docht herabdrehen'
5. 'Fortbewegung' de weg-; et ära
vgl abdürfen, abmögen, absollen, abwollen1, abmüssen

QUELLEN

Gutzeit 1859, 2
ab. Die Zusammensetzungen von ab mit Zeitwörtern sind in Livland viel häufiger, als im Hochd. Die Zeitwörter erhalten durch ab 1) den Begriff des Vollendeten, des Fertigen; 2) den des Theilweisen, des nur zum Theil geschehenden; 3) eine gewisse Verstärkung. Dies pleonastisch verstärkende ab ist auch im Hochd. vorhanden, hat aber ebenso wie das pleonastisch verstärkende aus, in Livland einen viel ausgedehnteren Gebrauch. Manche Zeitwörter erhalten durch dieses ab eine Bedeutung, die zu Missverständnissen Veranlassung geben kann, z.B. abdecken, abschärfen. - Beliebt sind die Ergänzung fordernden Zeitwörter abdürfen, abmögen, absollen, abwollen, abmüssen. Im Hochd., wenigstens in der Schriftsprache, ist der Gebrauch dieser, sowie der mit an, auf, aus, durch, ein zusammengesetzten viel beschränkter.

Gutzeit 1886, 2
ab. 4) oft st. herab. Eine Lampe abdrehen, den Docht herabdrehen. - 1) Gibt dem Zw. die Bedeutung des Vollendeten, wodurch es der russ. vollendeten Form gleich wird; entspricht aber auch dem russ. отъ vor Zeitwörtern; z.B. in abladen, abstricken, abschmieden. - Mit schlagen, stoßen und einigen andern Zw. verbunden, gibt es eigentümliche Bedeutungen, die in Estland noch weiter entwickelt sind, als in Livland. In Estland schlägt man sich nicht bloß den Kopf ab, oder stößt sich die Nase ab, sondern tritt „sich“ die Zehe ab (in Livland nur: er hat mir die Zehe abgetreten), sticht sich die Finger ab und fällt sich das Ohr ab (nach 390c. 110), was alles in Livland nicht vorkommt, ebensowenig wie das ebenda, und schon von Hoheisel angefürte: jemand fällt herunter, st. fällt zu Boden. - Mit Auslassung. Die Brüder des heiligen Geistes sollen das Haus mit den 5 Kammern abbrechen; die kleine Gildestube eine Wohnung ab; item die alten Baginnen eine Wohnung ab, Brotze in 174. 1812. 63, nach einem Schriftst. von 1502. Dieses ab ist der deutschen Sprache eigentümlich. Daher auch in Rechnungen. Einnahme 1000 Rb.; ab (für) ... 100 Rb., bleiben 900 Rb.

Döntchen das

QUELLEN

Pabst 1848, 40f.
Zu verwundern ist es aber nicht, wenn wir hier zu Lande, wo die Gebildeten sonst ein sehr reines Hochdeutsch sprechen 15), bemerken, wie sich echt plattdeutsche WEörter und Wortformen in der hochdeutschen Sprache mancher Deutschen, besonders auf dem Lande und in den weniger gebildeten städtischen Kreisen, zwar spärlich genug, erhalten haben, wozu die Wörter Rute, für Raute, d. Fensterscheibe, Schleef, d.i. ein größerer hölzerner Löffel Schapp, für Schrank, Döntchen, für kleine lustige Geschichte oder Schnurre, dwatsch, für toll, enkelt, für einzeln, ein hoches Haus, mank für zwischen, grieplachen für heimlich hohnlachen, hier als Beispiele aus Estland und zum größern Theil aus Reval dienen mögen.

Dörnse
‣ Varianten: Dörniss

QUELLEN

Gutzeit 1864, 194
Dörniss, Dornse, Dorniss, Dörntze, Dornze, Dörnse, Dörnsse, Dortze, die, heizbare Stube. Die bei Grimm angef. Formen Durnitz, Dürnitz Türnitz sind mir nicht begegnet. ─ Die Kreyge'sche Urk. v. 1390 hat: in der Dortzen, wahrscheinlich: Versammlungsstube; das Buch d. Älterleute (235. 138): inn meiner Dornsse; Hennings Chronik v. 1590: Dörntze; ein Schriftstück v. 1502: Dornse; die Kirchenreform. Kurlands v. 1570: Dörnisse. In Taube's Spottgedicht steht: auf der Dorniss die Bencken drücken, was E. Pabst in 192. III. „faulenzen“ erklärt. Ebenda steht: form Schornsteine. E. Pabst erklärt „vor dem dem Schornsteine = auf der Diele, auf der Dorniss, jetzt (?) in der Dornzen.“
Die Ableitung aus d. russ. Gornitza widerstrebt. Das Wort türnitz kommt schon im 11ten Jahrh. vor, als noch kein Einfluss der russ. Sprache auf Deutschland stattfinden konnte; es wäre auch auffallend, dass ein russ. Wort sich durch ganz Norddeutschland und Dänemark verbreiten konnte in so verschiednen Gestalten, nie aber mit anlautendem g. Es ist ferner nicht zu vergessen, dass das russ. Reich der Waräger im Norden sich auf finnischen Stämmen gründete, und dass die vom Süden nordwärts dringenden slav. Völker Heizeinrichtung und geheizte Stuben eher von den dort wohnenden Nordländern kennen lernten, als umgekehrt. Erinnert endlich Gornitza an Gorn, Herd, u. goretj brennen, so erinnert Dornse, Dürnitz u.s.w. an Darre, dörren und dürren. Das brem. Wörterb. sagt: Dörnse für Dörn-ste, gew. ausgesprochen Donse, eigentlich darenstede d.i. Darrenstätte. Das ist unwahrscheinlich.

Sallmann 1880, 30
Dörnse, heizbare Stube, hd. Dürnitz, mnd. dornitze, dor(n)tze, dornse, donse, muthmaßlich von slav. dvernice, ruß. gornitza.

Gutzeit 1886, 216f.
Dornse [Dörnse], die. In der dornsen eder in den kleten. In Grimms Wtb. scheint kein ähnlich alter Beleg für Dornse sich zu finden, obgleich doch das gleichbed. Dürnitz (turnitza) schon in einem ahd. Glossar des 11. Jahrh. bezeugt ist. - Grimms Wtb. sagt: man vermutet, Dürnitz sei aus dem russ. gornitza gebildet, das gleiche Bedeutung hat. Diese Vermutung ist ganz wahrscheinlich. Denn auf welche Weise und weshalb sollte russisches g in allen deutschen Gegenden, bis nach Frisland und Dänemark hinein, immer und überall sich in d (t) verwandelt haben? Eine slawische Herkunft des Wortes Dürnitz aber verrät sich durch die Endung nitz; die Gestaltung mit d deutet wiederum darauf, dass es aus slawischen Wörtern Deutschlands sich herausgebildet hat, und dass Dürnitz als Entstellung u. Vermundrechtung des slaw. dvernica, dvarnáica u. ä. anzusehen ist - vorausgesetzt, dass diese slaw. Wörter Deutschlands auch echtslawisch sind. Denn süd- und ostslawisch sind sie nicht.
Verraten sich die Gestaltungen d. Wortes Dürnitz durch ihr nitz od. nitze als slaw. Ursprungs, so felen dagegen diese Endungen den Wörtern Dornse, Donse, Donsche, Dorse, Dor(n)tze u.a. so vollkommen, dass zu glauben wäre, ein deutscher Stamm (dörren, dürren) liege ihnen zu Grunde oder sei wenigstens mit ihnen zusammengebracht und dadurch d. Fremdwort verständlicht. Zu bemerken ist außerdem, dass dasselbe Wort sich auch im lat. fornax, fernus, furnus findet, welche man von fovere ableitet und man daher mit gleichem Grunde auch Dortze, Dorsne mit dörren, dürren zusammenfüren könnte und franz. fourneau, Ofen. Die deutsch-slawischen Wörter zeigen somit als Anlaut dv, das russische g, die deutschen d, die lateinischen f. Eine Urverwandtschaft aller dieser gleichbedeutenden Wörter in ihrem Stamm ist daher nicht ausgeschlossen. - Wie Dornse und Dürnitz, Dörnitz dem Slawischen entlehnt zu sein scheint, so wird auch das Wort Stube wiedergefunden im slaw. изба kirchenslaw. истьба altruss. истоба (bei d. Südletten ustaba. bei den Nordletten istaba). Das slaw. Wort, meint man, sei zu den german. u. roman. Völkern gedrungen, zu deutschem Stupa, Stuba, Stube, franz. étuve, ital. stufa, span. estufa, engl. stove, isl. stofa geworden. Als ursprüngliche Bed. des slaw. истьба vermutet man Feuerherd (vgl. russ. горнъ, lat. fornus, fornax) - in einem Zelte oder einer Jurte. Das altruss. истоба bedeutet bereits Badstube und später erst Wohnstube mit Ofen. vgl. E. Kunik, Al-Petri, S. 112-113. - Man kann indessen noch weiter greifen u. einesteils erinnern an griech. στέγη Haus, Zimmer, andernteils an mlat. aestu(arium) Warmstube, welches mit aest- an slaw. ист(оба), mit stu an deutsches Stu-be streift. Vergleichen wir noch weiter deutsches heizen u. Hitze mit lat. aestuare u. aestus und berücksichtigen wir, dass heizen im Russischen топить bezeichnet, so erscheint selbst топ-, neben топка (Heizung u. Raum, in dem das Holz brennt), wie ein Mittelding zwischen истоба u. Stube, stupa, stofa u.s.w. - Endlich ist noch zu beachten das deutsche Kemenate, heizbarer Wohnraum, welches aus mittellat. caminata (Zimmer mit Kamin) herstammen soll. Wäre nun Dornse-Dürnitz und Stube slaw. Ursprungs, ist Kemenate lateinischen oder italienischen, so könnte vermutet werden, dass die alten Deutschen Kenntniss und Gebrauch geheizter Stuben von fremden Völkern entlehnt haben, was indess kaum gleublich ist, obwol die deutsche Sprache keine entsprechenden Ausdrücke hat. Mit Kemenate fällt russ. комната Zimmer zusammen.
Bei uns scheinen nur die Gestaltungen Dornse, Dorze, Dortze, Dörnse, Dörntze u. Dörnsse, Dörnisse vorzukommen; Dürnitz u.s.w. sind mir nicht begegnet. Der älteste Beleg für Riga, in der Gestalt Dortze, ist aus d. J. 1390. Im Schwarzhäupterhause Revals wird 1407 des „Vorhauses“ und bald darauf der „Dontze“ gedacht, vgl. 484. 12 u. 23. Dornze war d. Versammlungsraum im unteren Stockwerke des Gebäudes; die „neue Dornze“ entstand in dem 1531 hinzugekauften Gebäude. vgl. 484. 12. 23. 64. Vergehen im „Vorhause“ (Vorraum) wurden gelinder bestraft als d. im Sale. Anderwärts wird Dörnse gegenübergestellt der Löwe oder Löbe. So heißt es in Urk. Nr. 1520 aus Goldingen (vgl. 399): in der Dörnsen und in der Löwen. Hierauf hat E. Pabst in 379. I. 11. Anm. Anm. 14 aufmerksam gemacht.

Masing 1926b, 57
Dörnse, „heizbare Stube“ (Sallmann [s.o.]; mnd. dornitze, dornse; Grimme S. 155 dönsch; Schumann S. 20; Döns „Wohnstube“; Klaus Groth, „Quickborn“ I S. 281 Dörnsch; Grube S. 14 "Dönsk)".

DRWB II, 1073f.
[mehrere Belege, nicht Gutzeit]

???, 177f.
„Dönse“ und Verwandtes


QUELLEN

etwa Darre?
1. geb. Gut Namtsn [??] /Kr. Talsen, von 1922-39 in Talsen; 2. Riga → in Livl. unbekannt; im Mecklenb. „die Stube des Bauernhauses“; 3. Reval → Dörre; 4. Riga → Darre ?; 5. Gut Sank by Pernau → die Milchstube im Bauernhaus; 6. Reval → heizbarer Wohnraum; 7. Hallist, Kr. Pernau; 8. Libau - Lettland - Kurland → Trockenboden für Getreide; 9. Riga, Pernau → Riege

Dünahafen der

QUELLEN

Gutzeit 1864, 207
od. livländischer Hafen, bei Heinrich dem Letten portus livonicus: Die Mündung od. Ausflussstelle der Düna. In diesem Sinne sagt auch Brotze zu Anfang f. rig. Annalen: 1158 wurde die Mündung der Düna von brem. Kaufleuten gefunden. In einer Urk. vom 31. Jan. 1564, betreffend die Rechte der Stadt Riga auf dem Dünastrom, kommt wiederholt Hafen und Mund der Düna in gleicher Bed. vor. Es heißt da z.B.: in desselben (des Dunstromes) Munde od. Haue; die Munde od. Haue; bei der Munde od. Haue. E. Papst in 192. IV. 115 beschränkt die Benennung Dünahafen unrichtig auf eines der Ufer an der Dünamündung, u. zwar wol das rechte, da er hinzufügt: „also wo später von den Deutschen Kloster u. Schloss Dünamünde erbaut worden ist u. wo die ersten Deutschen an der livl. Küste landeten.“ - Will man schon nicht die Dünamündung in ihrer ganzen Breite unter Dünahafen verstehn, so ist es insonderheit das frühere Fahrwasser auf der rechten Seite der Flussmündung, das Fahrwasser in der sogen. alten, jetzt zugelandeten Düna. Daher heißt es in M. Fuchs rotem Buche: das Schiff der Bremer kam in den Dünahafen, wo jetzt das alte Haus und Festung Dünamünde liegt; an einer and. Stelle: der Hafen (d.h. Dünahafen) soll frei sein, waß dawider in Dünamünde gebaut, soll niedergerissen werden laut Vertrag v. 1482. - Das Wort Hafen kommt in unsrer ältesten Geschichte gleichbedeutend vor mit beschiffbarem u. zu Häfen geeignetem Fluss. So heißt es in der Urkunde des Bischofs Albert von 1211: so vorlenen wy den Kooplüden de Düne und andere hafen in Lieffland (im latein.: mercatoribus Dunam et caeteros portus Livoniae frequentantibus); und in einer Urkund von 1299: portus Riga dictus, d.h. der Rigebach. Daher kann unter Dünahafen geradezu die Düna angenommen werden, wie auch unter dem Semgallischen Hafen die kursche Aa zu verstehn ist. - Den „Hafen bei Dünamünde“ zu „versenken“ versuchte der Orden schon Ende des 15ten Jahrh., u. zwar auf ähnliche Weise - große Kasten mit Steinen gefüllt und an einander gekettete Balken - wie in d. letzten Kriegsjahren.

grieflachen
‣ Varianten: grief lachen, griefsch lachen, grieplachen, grifflachen
‣ Belege: Riga

QUELLEN

Lindner 1762, 227
grieflachen 'finitisch ... auch wohl so viel als draussen griflachend' [also Lindner ist der Ausdruck im Baltikum nicht begegnet!]

Bergmann 1785, 27
grieflachen 'höhnisch lachen' (engl. to sneer)

Hupel 1795a, 82
grieflachen greinen oder grienen, d.i. höhnich lachen, ein dumm lachendes Gesichte machen. (In Schles. heißt es weinen, in Oesterr. auch zanken.)

Pabst 1848, 40f.
Zu verwundern ist es aber nicht, wenn wir hier zu Lande, wo die Gebildeten sonst ein sehr reines Hochdeutsch sprechen 15), bemerken, wie sich echt plattdeutsche Wörter und Wortformen in der hochdeutschen Sprache mancher Deutschen, besonders auf dem Lande und in den weniger gebildeten städtischen Kreisen, zwar spärlich genug, erhalten haben, wozu die Wörter Rute, für Raute, d. Fensterscheibe, Schleef, d.i. ein größerer hölzerner Löffel Schapp, für Schrank, Döntchen, für kleine lustige Geschichte oder Schnurre, dwatsch, für toll, enkelt, für einzeln, ein hoches Haus, mank für zwischen, grieplachen für heimlich hohnlachen, hier als Beispiele aus Estland und zum größern Theil aus Reval dienen mögen.

Sprengfeld 1877, 3
grieflachen 'lärmen, grinsen' „halbe Nacht habt Ihr gegrieflacht“ [Knotendeutsch]

Masing 1926b, 50
grieflachen 'schmunzeln' (mnd. grīflachen; Schumann, S. 81; Frischbier I, S. 253.)

Flügge-Kroenberg 1971, 10
grieflachen 'höhnisch lachen'


QUELLEN (Informanten)

grieflachen 'leicht höhnisch vor sich hin lachen' Riga
&ba;grieflachl; 'grinsen, höhnisch oder hämisch (schadenfroh) lachen' a.d. Plattd.? WL 4,18. aich bei Fritz Reuter! Im lett. wie im estn. Sprachbereich mehrmals belegt.
grifflachen 'grinsen' Riga um 1914, Dorpat um 1910.
griefsch lachen 'grinsen' Riga um 1930.

Kaback
‣ Varianten: Kabacke, Kabak, Kabake
{russ. кабакъ 'Schenke, Kneipe' Sallmann 1880, 11; Kiparsky 1936, 156}
de Schenke, Kneipe

QUELLEN

Hupel 1795a, 102
Kabake, die (Russ.) d.i. Schenke, Trinkhaus.

Ewers 1831, 215
die Kabacke das Trinkhaus

Gutzeit 1874, 2
Kaback, der, gewöhnlicher Kabacke, die, gemeine Schenke oder Trinkhaus. Wir glauben das Wort dem Russischen entlehnt zu haben. In Grimm's Wtb. eine andere Annahme.

Sallmann 1880, 11
Kabak, m. gemeine Kneipe. [a.d. Russ.]

Eckhardt 1896, 30
Kabacke f. im Nd. = altes, verfallenes Haus, hat im Baltischen unter dem Einfluß der aus dem Nd. entlehnten russ. Form kabák m. die Bedeutung 'gemeine Schenke' angenommen, daher auch die Nebenform: der Kabak.

Gutzeit 1898, 16
Kabáck, der, und Kabacke, die. vgl. II. 2. Grimms Wtb. erklärt: altes, baufälliges Haus; auch: schlechte Schenke. Richtiger wäre: schlechte Schenke, aus Mißverständniß auch: altes, baufälliges Haus u. dgl. Das Wort begegnet in der deutschen Schriftsprache zuerst bei Olearius, und zwar in derjenigen Bedeutung, welche das Wort Kaback im Russischen hat; die hier und da in Norddeutschland und bei einigen Schriftstellern vorkommende Bedeutung entspricht der eigentlichen nicht.
Der Versuch des Grimmschen Wtb., als warscheinlich darzutun, daß das Wort aus dem nd. ins Russische gedrungen, ist ein offenbarer Irrtum; die Hinweise auf Kabache, Kabuche, Kabuff, Kaficke u. s. w. beweisen nur, daß man das russische Wort in mannigfacher Weise entstellt hat und daß es in den Anfangsbuchstaben mehr oder weniger Änlichkeit hat mit cabane, cabaret, Kabuse u. a. Die Betonung der zweiten Sylbe läßt, ebenso wie in Kabuse, erkennen, daß von einem deutschen Worte keine Rede sein kann.

Seemann von Jesersky 1913, 11
Kabbacke, baufälliges Haus, Schänke

Masing 1926b, 13
Kabak [slaw. Lehnwort im Preuss. u. Bd.]

Wiget 1927, 6, 7, 13
s. DWb: für das Westf., Gött., Märk., Schles., Westpr. belegt (Kabacke - altes, baufälliges Haus, schlechte Kneipe)
echt nd. Wort, das aus d. Dt. ins Polnische u. Russische übernommen wurde.
Kaback mask. neben Kabacke fem.

Mitzka 1927/1928, 173
nicht dem Preuß. eigentümlich.

Kiparsky 1936, 156
Kaback(e) [kabák(ə)] f. 'Schenke, Kneipe' ‹ r. кабакъ id. E.L.K. - Hupel 102, Gutzeit II, 2; N98 16, Sallmann V. 9; N. 11. - Masing NdE. 13 stellt das bd. Wort mit opr. Kabáche, Kabácke f. 'schlechtes, baufälliges, dem Einsturze nahes Haus' [Vgl. E. Förstemann Slav. Elemente in deutschen, namentlich westpreuss. Volksmundarten (KZ. I, S. 417)] zusammen, was man in Anbetracht der ganz abweichenden Bed.1 nicht gelten lassen kann. Das Wort ist auf literarischem Wege nach Deutschland gekommen (belegt nach Grimm schon 1643 bei Olearius in der Form kabak 'Schenke', aus Russland; Vgl. Kluge EW.11 s.v.) und die abweichende Bed. erklärt sich am ehesten durch Anlehnung an d. Kabane f. 'Hütte, Verschlag' (‹ frz. cabane). Das bd. Wort schliesst sich semasiologisch eng an das russ. an. und lässt sich nicht vor der russ. Zeit belegen, was für seine Herkunft aus der gesprochenen russ. Sprache spricht.
1 Jesersky 130 gibt wohl für bd. Kobbacke die Bed. 'baufälliges Haus' an, doch ist sie sonst im Baltikum unbekannt.

Kobolt 1990, 135
Kaback (mit betonter Endsilbe) m verkommene Kneipe
russ. kabak Schenke, Kneipe; ostpr.Kabach(e) schmutzige Hütte; Elb. Kabache altes, verfallenes Gebäude, schlechte Kammer; pomm. Kabach(e) schmutzige Hütte, schlechte Kammer, verfallenes Gebäude; Westf. Kabacke, Kabache Hütte, elende Wohnung; Gött. Kabache baufälliges Haus; altm. Kabach altes, schlechtes Haus; schl. Kaback kümmerliches Zimmer oder Haus.

Kappe2 die

QUELLEN

Hupel 1795a, 106
Kappe, die als ein keines Kornmaß f. Spillkappe.

Gutzeit 1874, 16
Kappe, die, 1) ein kleines Kornmaß. Eine K. Getreydes, 185. 579; 3¾ Kappen Haber, ebda. Eine Tonne hält 2 Spann, ein Spann hält 16 Kappen, eine Kappegleich l¾ Kanne, 197. 2. vgl. Spillkappe = 1/16 Los rigisch. In der Mille, lett. maschi, Lange, d. i. Metze. Grimms Wtb. 9.e. bringt es unter Kappe, Kopfbedeckung, was bedenklich erscheint. —
2) ein Flächen- oder Feldmaß. Eine Lofstelle hat 25 Kappen, eine Tonnstelle 35 Kappen. Nelkenbrechers Taschenbuch, Berlin 1858, hat dafür: der Kapp, aus Livland! — Mit Kappe, Kopfbedeckung, gehört es nicht zusammen, wie Grimms Wtb. 9. 6. annimmt, ebda, später aber abweis't.

Gutzeit 1889a, 28f.
Kappe, die, 1) ein Getreidemaß, gleich l/l6 Lof, in Livland vgl. Kapp u. Spillkappe. Lehrberg (Untersuchungen zur Erl. d. ält. Gesch. Russlands S. 271) nimmt als selbstverständlich an, dass Cap (im Vertrage Nowgorods mit Lübeck aus d. 13. Jahrh.) u. ebenso Kappe ein deutsches Wort ist, das den Nowgorodern durch ihren Handel mit Got- u. Livland bekannt geworden. Auffallend ist jedenfalls, dass Kap als Gewichtsbezeichnung hauptsächlich oder nur in Smolensk u. Nowgorod üblich war. Orten, welche mit Liv- und Gotland in Handelsverbindung standen. Miklosich (etymol. Wtb.) hat капъ in der Bed. von Maß oder Behälter (susceptaculum u. theca) und taleutum (ταλαντον) von Silber: s. капий сребра άργύριι τάλαντα μύρια, decem millia talentorum. Apud Russos XII пудъ. — Unser Kappe als kleines Metzenmaß ist aber wahrscheinlich das schwed. kappe und daher erst seit d. schwed. Herrschaft aufgekommen.—
2) ein Landmaß. Als solches begegnet es nur in Livland. Eine livländische Tonnstelle, in 35 Kappen getheilt, ist gleich 14 000 ▢ Ellen, eine Lofstelle, in 25 Kappen getheilt, ist gleich 10 000 ▢ Ellen, eine Dessatine (2400 ▢ Faden) ist gleich 29 000 ▢ Ellen od. 2 Tonnstellen u 3½ Kappen, rig. Ztg. 1875. 118 (nach der Messung v. 1822). Die Bezeichnung erinnert an Kobel (vgl. Grimms Wtb. Koppel 4) Feldmaß und an Kabel. Indessen ist die Bezeichnung vermutlich aus der ersten (1/16 Lof) entstanden. So wie Tonnstelle eine Fläche ist, auf welcher eine schwedische Tonne (= 2 Lof) Wintergetreide ausgesät wird, so wurde Kappe der 35ste Teil einer Tonnstelle oder die Fläche sein, auf der 1/35 einer Tonne oder etwa 1/16 Lof ausgesät werden kann. — Neuerlichst 3) in d. Bed. von Schock. Zuerst und ausschließlich in d. rig Polizeizeitung (486) So im J. 1885 № 28: Eier pro Kappe (60 Stück) russ. gegeben mit копа, lett. kapa pauti (60 gab). Das russ копа u. poln. kopa ist Schock lit. kapa, lett. kaps. vgl. Grimms Wtb. 9.e.
Grimms Wtb. 9e. fürt aus Schlesien die Bed. Getreide- od. Heuhaufen an. In dieser Bed. ist das Wort, weil nur aus Schlesien bezeugt, ganz und gar verdächtig und sicher nichts anderes als d. slaw. kopa, Haufen, poln. kopa Schober. Dasselbe muss gelten von dem preuß Keps od. Köps Heuhaufen, das sich weder, wie Frischbier (476) meint, aus poln. u lit. kupa, herleiten lässt, noch aus deutschem Kopf, nd. kopp, sondern aus poln. kopiec, ebenso verhält es sich mit Kupse in Posen und Kopse in der Lausitz d. h. slaw. kup, kupa und kopa Es liegt in diesen Kappe, Kops, Kopie, Kopse keineswegs, wie Grimms Wtb. (Sp. 196)bemerkt ein uraltes Wort der Haus- u. Landwirtschaft vor, welches bei Deutschen und Slawen gemeinschaftlich und daher ohne Lautverschiebung vorkommt, sondern Kappe u. s. w. in dieser Bed. ist einfach Entlenung aus d. Slawischen.

Kiparsky 1936, 130f.
Kappe [kapə] f. 1) 'ein Getreidemass = 1¾ Kanne = ⅙ Lof'; 2) 'ein Flächenmass = 1/25 Lofstelle = 1/35 Tonnstelle' ‹ ?
Die Entscheidung der Frage, ob das in E. und L. bekannte bd. Wort aus schw. kappe 'Getreidemass = 1/32 Tonne; Trinkgefäss' oder aus estn. kapp 1) 'Schöpfgelte'; 2) '¼ Külmit' + lett. kapa 'ein Mass' stamme, ist ungemein schwierig. - Für das erstere spricht nach Gutzeit II, 16: N89 der Umstand, dass das bd. Wort erst seit der schwed. Zeit aufgekommen sei. Wir finden aber bereits 1518 in Arensburg den Ausdruck capper riden 'Gefälle einsammeln' (A. III, 262), der dem bd. &ma;wacke riden&ml; entspricht, dessen Plural -r aber deutlich auf schw. Einfluss weist (schw. pl. kappar). Auch ist das Ein...

Kind das

QUELLEN

Hupel 1795a, 109
Kind, das, wird oft zur Bezeichnung der Geburtsstadt st. gebürtig gebraucht, z.B. ein rigisch oder rigisches, revalsches Kind.

Gutzeit 1874, 32f.
Kind. Hübsch Kind fragt nicht, hübsch Kind kriegt nicht! d. h. der allzu Bescheidene geht leer aus. Gew. Nachdem revalschen Sprüchwort: schön Kind fragt nicht, schön Kind kriegt nicht, 321. 45. — Hübsch Kind hat viele Namen, d. h. lieben Kindern gibt man viele Namen. Schon Bergmann, vgl. Grimms Wtb. Sp. 718. 6.b: liebes Kind hat —.
Lieb Kind sich bei einem machen oder werden, sich in seine Gunst setzen. In Grimms Wtb. Sp. 717. h. aus Ostpreußen, st. liebes Kind, wie sonst in Deutschland. Lieb Kind bei einem sein, in seiner Gunst stehen. — Liebkindchen, zärtliche Benennung lieber kleiner Kinder, oder selbst Hündchen! — Du bist ja lieb Kind! wird einem Kinde zugerufen, um es zu begütigen, freundlich zu stimmen. Bist du' lieb Kind, dass du so schreist? d. h. bist du mein gutes Kind.
Deutschmanns Kind, deutscher Eltern Kind. vgl. Deutschmann und Grimms Wtb. Sp. 712.e.
rigisches Kind. vgl. Grimms Wtb. Sp. 719 und 720. Der inkameden rygesken kynder (halben), de syck in hollant bofryget Hebben, 335. S. 216. J. 1572. Einheimische und rig. Kinder, in einer Verordn. v. 1614. vgl. 347. II. 1, 260: Eingeborene Rigas, vgl. Verordnung hinsichtlich der rig. Krämercompagnie von 1614 in 174. 1823. 276 u. f. Er ist kein Petersburger, sondern rigisch Kind, d. h. aus Riga. vgl. Rischkind. Wol ganz entsprechend dem:enfant de Paris und den Berliner Kindern. Hupel sagt: Kind wird oft zur Bezeichnung der Geburtsstadt st. gebürtig gebraucht, z. B. ein rigisch oder rigisches, revalsches Kind. — In einem andern Sinne die sog. „Kinder“ im Mittelalter Revals. Sie waren, nach E. Pabst Vermutung in 379. I. 1. 12 u. f., Junggesellen, die entweder wegen ihres ledigen Standes oder weil sie nicht unabhängige Handelsherren waren, die „Kinder“ hießen und in „der Kinder Haus“ sich versammelten. Als sich später die verheiraten Bürger anschlössen, wurde für diese vereinigte Gesellschaft der Namen „Kindergilde“ üblich, vielleicht weil die „Kinder“ anfangs das Übergewicht hatten. Später, gegen Ende des 15. Jahrh. verließen die „Kinder“ diese Gemeinschaft und stifteten eine eigene Verbindung, die der Schwarzenhäupter. Die Vereinigung der Bürger behielt noch längere Zeit den Namen der Kindergilde, bis sie ihn mit der Bezeichnung „Große Gilde“ vertauschte, vgl. die „Kinder“ und die „Kinderstube“ bei der deutschen Kaufmannschaft in Nowgorod, in Bunges Urkbuch. VI. Urk. 2730. Sp. 17 und Riesenkampf, der deutsche Hof zu Nowgorod, 36. „Kinder“ offenbar im Sinn von jungen Leuten (vgl. Grimms Wtb. II. 3. c), nicht von Orts- oder Gemeindekindern (vgl. ebda. II. 7. 8.). Denn Orts- oder Bürgerkinder brauchten die Genossen nicht zu sein, wie ja auch in einer Schrift des Schwarzhäupterarchivs von 1559 von „einheimischen und ausheimischen Kindern,“ die Schwarzenhäupter Brüder seien, die Rede ist.
Kinder bringen s. Kocketanz.
Kinder fragen mit Zucker bestreut! — zur Abwehr neugieriger Kinder, d. h. Kind, du fragst vergeblich, musst nicht neugierig sein, neugierige Kinder bekommen keine Antwort! Gew. vgl. Kinderfrage. Je mehr Kinder, desto mehr Vaterunser. Eine Redensart namentlich der Franen, d. h. je mehr Kinder, desto mehr Segen, desto mehr Bitten zu Gott um das Gedeihen der Familie, vgl. Grimms Wtb. Sp. 719: viel Kinder, viel Vaterunser.
Kleine Kinder drücken die Kniee, große das Herz (machen Sorge und Kummer).vgl. Grimms Wtb. Sp. 719 oben, wo einige ähnliche Redeweisen.
Einjahrskind, Einmonatskind, Eintageskind, d. h. in demselben Jahr, Monat, Tag geboren. Er ist mit mir Eintagskind: wir sind Einmonatskinder. Der Ton fällt stark auf Ein. Gew.

Gutzeit 1889a, 33
Kind, rigisches, einer oder eine aus Riga gebürtig. Ein rigisches Kind macht aus seinem Kerzen keine Mördergrube, d. h ist aufrichtig offenherzig. Einheimischen und rigischen Kindern durfte die Dienstzeit abgekürzt werden, nach d. Nahrungsordnung v. 1612. vgl. 347. II. 1. 260. Bildlich, von etwas in Riga geschaffenem. Die Oper ist also in jeder Rücksicht was man „ein Rigisch Kind nennt 176. 1838. 173.

Masing 1926b, 10
südbalt.: Kinder wie die Bilder, Gesichter wie die Affen (auch opr.)
„Kinderfragen mit Zucker bestreut“ gelegentlich (Riga) auch mit dem Zusatz „große Leute wissen schon“ (auch opr.)

Kleete die
‣ Varianten: Klete, Klethe
{russ. клеть, клеткa 'Käfig, Vogelbauer'}
'Vorratshaus' de Speicher; Scheune; et ait
vgl Gutskleete, Handkleete, Kornkleete

QUELLEN

Lindner 1762, 229
Klete ist eine Speise- und Vorratskammer auf dem Lande, in Form eines kleinen Hauses oder Speichers. In Pommern ist das Wort auch üblich; einige halten es für sklavonisch.

Bergmann 1785, 37
Kleete, Kornkammer

Hupel 1795a, 115
Kleete, die (vermuthlich aus dem Lettischen) d.i. Vorrathshaus, Speicher, Magazin, z.B. Kornkleete st. Kornkammer, Kornspeicher; Mehlkleete st. Mehlmagazin; Handkleete st. Vorrathskammer in welcher allerley Bedürfnisse, Hülsenfrüchte u.d.g. aufbewahrt werden; Leihekleete d.i. Magazin aus welchem die Gebietsbauern ihren Vorschuß bekommen, u.d.g.m. (Einige leiten dies Wort aus dem Russ. her, bald von Klet oder Kljet die Wohnung, Hütte, bald von Kletki die Honigzellen.)

Petri 1802, 78, 79
Kleete für Speicher
Klete bist du in der Kleete (im Kornmagazin) gewesen?

Ewers 1831, 216
die Kleete 'Vorratskammer'

Gutzeit 1874, 18
Kleete, s. Klete

Gutzeit 1874, 51f.
Klete, die. Bei Hupel Kleete, bei Gadebusch Klethe. Nach Hupel: Vorratshaus, Speicher, Magazin. Daher Kornklete, Kornkammer, Kornspeicher: Mehlklete, Mehlmagazin; Handklete, kleine Vorratskammer, Leiheklete, Magazin, aus dem die Gebietsbauern ihren Vorschuß bekommen. Nach Gadebusch (325) in Livland dasjenige Landwirtschaftsgebäude, worin man das Korn verwahrt. Bergmann (210) sagt: Klete, Vorratskammer. Lindner (320) sagt: eine Klete ist eine Art von Speicher u. Vorrathskammer, in Form eines Häuschens, auf dem Lande, in Pommern auch gebräuchlich. Brotze gibt in seinen Denkmälern 394. VI. 184 Abbildung u. Beschreibung. In Gubert (328) die und das Kleet. — Aus Kurland sagt Krüger (319. 131): Kleete (von κλεις ?) aus dem Lettischen; jedes Vorrats- und zur Aufbewahrung bestimmte Nebengebäude. Handkleete, ein kleineres dieser Art, zum Ablegen einzelner Gegenstände. — Bergmann (210) bringt das Wort mit Kleid, nd. Kleed, Verkleidung zusammen, in derselben Weise entstanden wie aus Hemd Heimat. Im slav. ist kletj Zimmer,Gemach, und im russischen, wenigstens in einigen Theilen des Reichs, (in andern Anbár), ganz ebenso wie im Lett.: Vorrats- oder Kornkammer der Bauern. Hupel bemerkt, daß Einige das Wort Klete aus dem russ. herleiten, bald von Klet oder Kljet, Wohnung, Hütte, bald von Kletki, Honigzellen! vgl. d. Herleitung des Wortes Kleid in Grimms Wtb. Schon zu Ende des 13. oder Anfang des 14. Jahrh. kommt das Wort in der Lübecker Skra für den Hof der Deutschen zu Nowgorod vor: un so sal de olderman un de ratmanne mit deme clegere vor sin klet gan, dar sin gut inne ist' (vgl. Sarturius-Lappenberg's Gesch. der Hansa II. 200, und so öfters ebenda (z. B. 200. 272 u. 354). Potclet heißt da stehend die Trinkstube, Schenke, Speisesäle von Pott, Topf, Gefäß, vgl. Sallmann in 390. a. 10. Hier ist das Wort in der alten Bed. des russ. Wortes kletj, Zimmer, Gemach, kleines Haus gebraucht. Das Wort in der jetzigen Bed. von Kornkammer, Kornspeicher, Vorratsspeicher haben wir aber dem Lett. (Klehts) entlehnt. In dieser Bed. kommt es im 16. Jahrh. vor. So in einer riq. Kämmereirechnung v. 1577 in 350. XV. Bl. 172: Klete. Später in 329, zb. 88: Den Starost befragen, ober alle und eine jede Saat aus dem Speicher oder Klehten selber gemessen und richtig (auf den Kerbstock) aufgeschnitten habe. Oft in 328: Kleet- oder Kornhaus, 92; die Kleet soll mit dem Norcken nicht über 13 Ellen breit sein, 92; war man (die Kleet) nicht roht (mit Dachpfannen) decken kann, da soll man mit Soden decken, 92. In den Rügen und Kleten einbringen, 185. 466.

Rig. Almanach 1877, 50
Das zweite Mißjahr kam, und alles war leer auf den Feldern und in den Kleeten. [spielt in Livland]

Sallmann 1880, 15
Slavischen Ursprungs ist auch die oftgenannte Klete, ursprünglich = kleines Haus, Kammer. Das Wort findet schon frühe bei den Niederdeutschen Aufnahme, wohl vermittelt durch den hanseatischen Verkehr mit Alt-Nowgorod. Bereits zu Ende des 13. oder Anfang des 14. Jahrhunderts heißt es in der Lübecker Skra für den Hof der Deutschen zu Nowgorod: „un so sal de olderman un de ratmanne mit deme klegere vor sin clet gan, dar sin gut inne ist“(Sartorius, Urkundliche Geschichte des Ursprungs der deutschen Hanse, ed. Lappenberg II, 200), und so öfters in den Skraen des 14. Jahrh. (a. a. O. II, 269. 272. 354).

Pantenius 1880, 50
die Kleete 'Getreidekammer'

Pantenius 1881, 57
die Kleete 'Vorratshaus'

Rig. Almanach 1886, 77
„Guten Morgen, Freileinchen!“ sagte der Kleetenälteste Behrsing.

Westermann 1887, 388
Kleete a.d.Lett. Vorratshaus (Kurland)

Gutzeit 1889a, 36
Klete, die. In 399. VI uppe den dren cleten, Willkür d. deutsch. Kaufl. zu Nowgorod v. 1346, de jungen in den kleten solen vorkopen, in der dornsen oder in den kleten, Ebda. Das russ. клѣть bereits im Russ. Recht und von Ewers übersetzt Vorrathskammer. Es entspricht dem altn. hlada, a store house, Vorrathsmagazin, nach (Clesby-Vigfusson's Dict. Im altengl. lathe, dän lade, im gothischen hletra, Zelt, Hütte vgl. 390c. 15.

Eckhardt 1896, 28
Klete preuß.-balt., vielleicht a. d. Poln. D. russ. Wort hat nur beschränkte Verbreitung in den ans Baltikum angrenzenden Gebieten, also selbst Fremdwort. Schon im MA im Baltikum belegt.

Pantenius 1907, 87
die Kleete - 'Vorratshaus'

Seemann von Jesersky 1913, 135
Klete, let. klehts, клѣть, 'Vorratshaus'

Masing 1926b, 58
Klete 'Scheune' (mnd. klēt, kleit 'kleines Haus, Vorratskammer', mhd. glēt: slavisches Lehnwort? Schon im „Meier Helmbrecht“, V. 1847 er brach mir ûf mînen klêt; mlat. cleda; Frischbier I, S. 377).
ebd. 10: Klēte 'Nebengebäude, Scheune': opr. + bd.

Mitzka 1927/1928, 173
nicht preuß. --› bd.

Lasch/Borchling 1928, 78
Kleete „+ .. klêt (-t-, -d-) (kleit, kleyt), n., kleines Haus, Vorratshaus, Speicher, Vorratskammer (Baltikum).“

Vegesack 1935, 17
die Klete 'Vorratsscheune'

Kiparsky 1936, 160f.
Klete [klêtə] f. 'Scheune, Speicher' (alt auch kleth, kleith, cled geschrieben) ‹ ar. клѣть id. Das Wort ist aus Nowgorod (in deutschen Urkunden schon 1250 belegt; UB. I, 6, 418) ins Baltikum und von da nach Preussen eingedrungen (für Goldingen im J. 1290; UB. I, 1, 667, - für Opr. [Amt Ragnit] nach den Sammlungen des Preuss. Wb. im J. 1578 belegt). Es darf keinesfalls zu den nd. Elementen gerechnet werden, wie es Masing NdE. 58 tut. Bielensteins Annahme, es sei ein lett. Lw. (Grenzen 293), ist in Anbetracht des früheren Auftretens des Wortes in Nowgorod unmöglich. - Von bd. und opr. Klete zu trennen ist das mhd. glêt m. 'einzeln stehende Hütte, Haus', das schon im „Meier Helmbrecht“ (Vers 1847) vorkommt und auf ač. *klet (belegt nut demin. kletcě) zurückgeht.
Über potklet 'Vorratsraum für Speisen und Getränke' ‹ ar. подклѣть 'Kellergeschoss unter einem hölzernen Hause, auch Vorratskammer' vgl. Gutzeit SbbGGA 1884, S. 43-44.

Grosberg 1942, 14, 315
die Kleete 'Getreidespeicher'
Der Rittmeister erbaute .. die mächtige Kleete.
S. 17: Gutskleete, Handkleete, Kornkleete

Hueck-Dehio 1955, 107
Auf dem Dach der Perraferschen Kleete (große Vorratsscheune) läutete die Abendglocke Feierabend.

Habicht 1956, 297
die Klete 'Vorratshaus'

Hueck-Dehio 1959, 10

Vegesack 1963, 40
die Kleete

Kentmann 1978, 238
Kleete Heu … wird in der Kleete aufbewahrt.

Nottbeck 1987, 43
Kleete (rus.) – Kornspeicher / E.K.L.R.
Der Schlüssel zur Kleete war dem Verwalter anvertraut.

Kobolt 1990, 149
Klete f Speicher, klet 1451 Güterurkunden
russ. kletj Vorratskammer; mnd. klet(e), kleit kleines Haus, Kammer, gewöhnl. Vorratskammer, in Livland für Vorratshäuser allgemein bekannt; ostpr. Klete Vorratsraum, in älteren Wirtschaften unter einem gesonderten Dach.


QUELLEN (Informanten)

Kleete Lehnwort aus dem Russischen „kl'et' клеть“ Dafür spricht die Verwandtschaft mit „Kl'etka“ - Käfig, Vogelbauer (клеткa) u.a. russ. Ausdrücken. Im Wb. v. Toussaint-Langenscheidt wird das Wort als der Vulgärsprache angehörig bezeichnet = Vorratskammer.
Kleete 'Kleete wahrscheinlich aus dem Russ.' (Pernigel / Kr. Wolmar; [ohne Angabe des Heimatorts])

Busch, Marie von: Reval
die Kleete 'Vorratshaus f. altes Eisen'.

Kerkovius, Martha: Riga; Kruedener, B. von
Kleete - 'Scheune' (Riga 5x, Reval 3x, Pernau 2xBixten/Kr. Tuckum, Kurland 2x, Kliggenhof/Kr. Tuelhum, Mitau, A[r]sel?/Estland, [ohne Ortsangabe 1x])
Klete - 'Scheune' (Riga 6x, Dorpat 4x, Wesenberg, Tergeln bei Windau, Libau, Mitau)


Kleete (Riga u. Brotzen / Kurland by Frauenburg; Nissi / Kr. Harjen; Riga u. Kurtenhof in Livland; Reval; Estland)
Klete (Herbergen/Kurland, Riga (2x); Goldingen; Gut Kaschkowa, Kr. Werro)
Klehte (Riga)


Kleete - 'Speicher' (Arensburg auf Ösel, Alt-Wrangelshof bei Dorpat, Dorpat (6x), Bellenhof bei Riga, Riga (7x), Blumbergshof, Fihteets[?]/Kurland, Lettgallen, Fellin, Pernau (2x), Saara/Kr. Pernau, Reval (3x), Wesenberg, Kattentack in Wierland, Narwa, Gut Rickholz/Kr. Wiek (2x), Gut Sommerpahlen, Waldeck u. Pargenthal, Wenden, Wolmar-Pernau, Goldingen (Kurland) u. Kujen (Livl.); [ohne Ortsangabe 1x])
Klete - 'Speicher' (Dorpat, Gut Kaschkowa/Kr. Werro, Reval, Landolm, Hasenpott, Riga, Wenden, Ilsen/Kr. Walk
Klethe 'Speicher' (Reval bzw. Rickholz/Kr. Wiek; Dorpat, Krüdnershof; Goldingen)
Kleete 'abschließbarer, kleiner Speicher' (Libau-Riga)
Kleete 'etwa Speicher, verschließbares „Bauer“' (Dorpat bzw. Wesenberg)
Kleete 'Vorratshaus', 'Schuppen' Libau, Reval, Riga
Kleete 'immer verschlossener Aufbewahrungsort' (Mitau, früher Paplacken)
Kleete 'für Vorräte und Geräte' (Reval (1918-39 vorher Südwierland (St. Simonis); Mitau; Seßwagen/Kr. Wenden, später Kl. Rorp)
Kleete 'Speicher für Getreide, Saatgut, Nahrungsmittel, Lederzeug, Geräte u.s.w.' (Goldingen)
Kleete 'Vorratsraum für Heu, Flachs und auch für Feld- und Gartengeräte' (Riga)
Kleete 'Aufbewahrungsort für Getreide (Kornkleete), für Imkereigeräte (Bienenkleete) u. andere Geräte u. Dinge' (Goldingen)
Kleete 'darin wurden Getreide, Lebensmittel u. andere Sachen aufbewahrt' (Riga/Hasenholm)
Klete 'Aufbewahrungsraum f. Kleider, Getreide od. Mehl' (Riga (2x), Libau, Lettland, Kurland, Tuckum, dann Mitau, Riga; Talsen)
Kleete 'Vorratshaus für Getreide und Kleider' (Hallist, Kr. Pernau)
Kleete 'außer Korn in „Salven“ noch andere Dinge, Kleiderkasten darin' (Reval, eigentlich Fickel)


Kleete 'Abstellraum, bes. auf dem Lande als eigenes Gebäude. WL 8,38.
Kleete 'meistens aus Holz' (Lesten (1918-27), Kliggenhof u. Riga (1927-39))
Kleete 'landsches Vorratshaus' (Kiidjärve (Estl.) urspr. Riga)
Kleete 'gehörte nicht auf den Bauernhof (Gesinde), sondern auf das Gut (Herrenhof)' (Dorpat)
Kleete 'auch auf den Gütern' (Reval)
Kleete 'oben war noch ein extra Raum, in dem alle Schränke z.B. mit Kleidern) der Gutsleute standen' (Gut Iggen / Kr. Talsen)
Kleete 'hauptsächl. Kornspeicher aber auch Abstellraum' (Reval; Goldingen; Riga; Wolmar)


Große Kleete 'Kornkleete' (Kr. Talsen u. Dorpat)
die kleine Kleete 'zum Aufbewahren von Schinken, Mehl, Heringen' (Pastorat Schloß Scheijen, Kr. Wenden.
Kleete 'zum Aufbewahren von Mehl, Getreide, auch Rauchwaren wie Schinken etc.' (Kabellen, Kr. Talsen)
Kleete 'für Getreide, Speckseiten u.s.w.'(Riga, Mitau)
Kleete 'Vorratshaus für Getreide, Mehl, Fleisch- und Speckwaren, Brot' (Baltischport, Petersburg, Fellin; Riga (2x), Pernau; Dorpat)
Kleete 'Vorratskammer für Getreide, Mehl, Brot, Schinken' (Neuhausen/Kr. Hasenpott)
Kleete (lett. klēts) 'Vorratsgebäude' (Riga 2x; Reval; Dorpat; Hoppenhof/Kr. Walk)
Kleete 'Speicher für Korn u. andere Vorräte' (Walk)
Kleete 'Vorratskammer' (Kandau, Lettland)
Kleete 'Vorratsraum'; (Lemsal/Livl.; Prohden/Kr. Illerst (?), Kurland; Libau; Tuckum)
Kleete 'für Lebensmittelvorräte' (Dorpat; Riga)
Kleete 'für Getreide u. sonstige Vorräte' (Gut Sauk by Pernau in Livland)
Kleete 'meist Steingebäude, in dem das gedroschene Korn, das Rauchfleisch, Speckseiten u.s.w. aufbewahrt wurden' (Riga u. Süd-Wierland)
Klete 'Aufbew. von gedroschenem Korn, geräuchertem Schinken, Speckseiten etc.' (Kr. Pernau)


Kleete 'Kornspeicher' (Nomkiele/Kr. Jerwen (Estl.); Dorpat (2x) u. Umgebung; Wenden; Druween/Kr. Wenden)
Klete 'Kornspeicher'; (Fellin; Riga (3x); Oger; Rittergut Paschlep u. Sallajoggi Kr. Haspal; Werro, geb. 1885 in Minsk, 1920-39 Dorpat; Arensburg auf Ösel)
Kleete 'Getreidespeicher' (Ubja by Wesenberg, Hapsal, Popragger / Kr. Tulsen, Gemeinde Erwuhlen, Walk; Riga (6x), Hagensberg; by Guiwa (?), Kurland (2x); Mitau; Reval (2x); Talsen; Mitau; Ansel, Estl.; Südlivland; Litauen; Arensburg; Pussen/Kr. Windau; Alt-Ottenhof/Kr. Wolmar; Strasdenhof by Riga; Neu-Rahden; Dorpat, Reval-Land)
Kleete 'Getreideschuppen' (Groß Jungfernhof)
Kleete 'für Getreide' (Riga u. Kr. Pernau; Narwa, Estland)
Kleete 'für Korn' (Rogosinsky by Werro / Livland, später Estl.)
Klete 'Kornspeicher' (Riga; Hördel)
Klete 'für Korn, Saat' (Karlsberg über Abja Kr. Pernau; Reval)
Kleete 'Kornkammer' (Libau; Riga 3x)
Kleete 'für Mehl und Futtergetreide' (Dorpat)
Kleete 'zum Aufbewahren von Getreide' (Pastorat Schloß Scheijen, Kr. Wenden, Dorpat (2x); Arensburg (Ösel); Narwa)
Kleete 'Vorratshaus für Korn'; (Reval u. Dorpat; Riga (3x); Kr. Mitau (2x); Goldingen - Riga
Kleete 'Vorratshaus' (St. Petersburg, Reval; Alt-Wrangelshof by Dorpat)
Kleete 'Vorratsspeicher'(Riga)
Kleete 'Vorratshaus für Getreide besonders' (Gut Friedrichswalde/Kr. Wenden; Dorpat (2x), Pernau; Riga)
Klete 'Vorratsgebäude für das geerntete Korn' (Riga (3x); Werpel, vorher Isaak / Altentackel; Feldhof über Passmacken; Dorpat (2x); Reval; Litauen; Simonis / Wierland, Randen/Kr. Dorpat)
Kleete 'für Getreide, gedroschen' (Dorpat u. Nordestland)
Kleete 'Aufbewahrung von gedroschenem Getreide u. anderen Vorräten' (Kerro, Kr. Pernau, später Kr. Jerwen; Riga)
Kleete 'für Mehl und Getreide' (Goldingen / Windau, Kurland; Pölve/Kr. Werro; [ohne Angabe des Heimatorts])
Kleete 'die Vorratsscheune, insbesondere für gedroschenes Korn u. Mehl' (Riga)
Kleete 'der Kornspeicher mit mehreren Abteilen für Getreide u. dem Kleetenboden, auf dem auch Getreide gelagert wurde' (Neuenburg-Pastorat. Kurland)
Kleete 'zum Aufbewahren von Getreide' (Narwa)
Kleete 'Gebäude zur Aufbewahrung von Getreide (Reval, Riga; Soosaar by Fellin)
Kleete 'mit Abteilungen für verschied. Sorten Korn' (Estland; [ohne Angabe des Heimatorts])
Kleete 'das Getreide wurde in der Kleete in „Salven“ untergebracht(Riga u. Dorpat)
Kleete 'Getreidespeicher, mit Salven zum Einlagern' (Kibbijarv / Kr. Dorpat; Reval; Riga)
Kleete 'Gebäude für Saaten' (Kurland / Livland)
Kleete 'zum Aufbew. des Schweinefutters, Mehl u.s.w.' (Dorpat)
Kleete 'für Getreide, Heu' (Dorpat)
Klete 'Magazin-Gebäude' (Riga u. Dorpat)


Kleete 'verschließbar, darin Kornvorräte, Schinken, Kleiderkasten' (Sagnitz)
Kleete 'Vorratsgebäude, Backstube' (Gut Namtsn / Kr. Talsen, von 1922-39)
Kleete 'Vorrats-, Kornkammer, die Klete ‹ russ. клеть (Reval, auch Fellin)
Klete 'gesonderter Aufbewahrungsraum' (Asel od. Arsel (?) (Estl. - Reval)
Kleete 'Art Kornspeicher u. zur Aufbewahrung anderer Sachen (Kleider)' (Riga)


Kleete 'Kleete im Sommer als Schlafraum für Mädchen benutzt' (Ligat, Riga, Kr. Wolmar)
Kleete 'Aufbewahrung für Kisten mit Pelzen u. Kleidern, Haferkisten, Räucherschinken, Rollen grober Leinwand, auch mit Bett zum Übernachten, falls zu viel Gäste' (Libau; Dorpat; Goldingen u. Riga)

mang
‣ Varianten: mank, manksch

QUELLEN

Bergmann 1785, 46
mank und darmank, unter, zwischen.

Hupel 1795a, 149
mank und darmank (eigentlich mang) d.i. darunter, dazwischen, z.B. ich gehe nicht mank die Händelmacher. pöb.

Petri 1802, 92
mang f. unter, z.B. mang sie, d.h. unter ihnen.

Inland 1836-1863, 719
[Hueck zu Kohl in Inland 6, 1841]

Pabst 1848, 40f.
Zu verwundern ist es aber nicht, wenn wir hier zu Lande, wo die Gebildeten sonst ein sehr reines Hochdeutsch sprechen 15), bemerken, wie sich echt plattdeutsche Wörter und Wortformen in der hochdeutschen Sprache mancher Deutschen, besonders auf dem Lande und in den weniger gebildeten städtischen Kreisen, zwar spärlich genug, erhalten haben, wozu die Wörter Rute, für Raute, d. Fensterscheibe, Schleef, d.i. ein größerer hölzerner Löffel Schapp, für Schrank, Döntchen, für kleine lustige Geschichte oder Schnurre, dwatsch, für toll, enkelt, für einzeln, ein hoches Haus, mank für zwischen, grieplachen für heimlich hohnlachen, hier als Beispiele aus Estland und zum größern Theil aus Reval dienen mögen.

???, 32
mang mangunter und dermang

Sallmann 1880, 37
mank zwischen

Gutzeit 1882, 206
mang (gesp. mangk) und mank (gespr. mangk), zusammen mit, unter, zwischen, mit nachfolgendem Gebe- oder Klagefall. In unedler oder scherzhafter Sprechweise noch heute gewöhnlich. Mang die Bauern, 192. II. 201; mank den Bauern, 174. 1851. 304. J. 1568; so einer manck ihnen were und sich bauen (außer) Gebühr hielte (verhielte), 241; der stumme Wein ist so genaturet, wenn man ihn mank schlimmen Wein gießt, so verfrischet er den schlimmen Wein, 174. 1835. 371. J. 1635; ich gehe nicht mang die Händelmacher, Hupel. Verstärkt zu mangmang oder mankemang.

Gutzeit 1887b, 207
mank, mang, zwischen, unter. Mank die Fichten, 470. balt. Sk. vgl. darmank u. dermank; engl. among, mnd. mank.

Westermann 1887, 387
mang („mang oder mank“) Nd. 'zwischen'

Seemann von Jesersky 1913, 146
mank(sch) o. w. mang, zwischen, unter.

Raute
‣ Varianten: Rute, Rutt

QUELLEN

Bergmann 1785, 58
Raute oder Rute, Fensterscheibe.

Pabst 1848, 40f.
Zu verwundern ist es aber nicht, wenn wir hier zu Lande, wo die Gebildeten sonst ein sehr reines Hochdeutsch sprechen 15), bemerken, wie sich echt plattdeutsche WEörter und Wortformen in der hochdeutschen Sprache mancher Deutschen, besonders auf dem Lande und in den weniger gebildeten städtischen Kreisen, zwar spärlich genug, erhalten haben, wozu die Wörter Rute, für Raute, d. Fensterscheibe, Schleef, d.i. ein größerer hölzerner Löffel Schapp, für Schrank, Döntchen, für kleine lustige Geschichte oder Schnurre, dwatsch, für toll, enkelt, für einzeln, ein hoches Haus, mank für zwischen, grieplachen für heimlich hohnlachen, hier als Beispiele aus Estland und zum größern Theil aus Reval dienen mögen.

Gutzeit 1887a, 75
Rute, die, die Pflanze Raute; ruta graveolens. s. Rutt.
Rutt, die, die Pflanze Raute, ruta graveolens, nd rude und rute Gekaakte Rutt jagt Flohe uth, 328. 107. J. 1649 und 95. J. 1688.
Raute, die, Fensterscheibe. Hupel fürt dies Wort, wie das entsprechende, jetzt nicht mehr zu hörende Rute nach Bergmann auf, was darauf deuten könnte, dass ihm der Ausdruck unbekannt war. Grimms Wtb. erklärt Raute mit gleichseitiges, schiefwinklichtes Viereck. Als Fensterscheibe ist Raute jedoch fast ausnamslos ein Rechteck, in der Geometrie und sonst aber ein Rhombus, verschobenes Vierseit.

Gutzeit 1887a, 75
Rute, die, Raute, Fensterscheibe, Bergmann (210).

Masing 1926b, 58
Raute (südbalt.) „Fensterscheibe“ (mnd. rute; Grimme, S. 151; Frischbier II, 217).

Masing 1933, 63
Raute gelegentlich für Fensterscheibe.

Kobolt 1990, 227
Rute f Raute, Fensterscheibe, Fensterrahmen, altes Längenmaß, nach Zeit und Ort verschieden.
mnd. rute Raute Viereck, Fensterscheibe; lbg. Rut Raute, Fensterscheibe; Br.Wb. Rute; westf. Rute Raute, Fensterscheibe; nhd. Rute früheres Längenmaß.


QUELLEN (Informanten)
Weinert, Paul: Riga
die Raute, die Rauten - die Fensterscheibe.
Meine Grossmutter Friederike Rose geb. Cornelius geb. in Friedrichstadt in Kurland, gest. 1909 Riga sagte „Sei vorsichtig mit dem Ball mein Kind, du wirst mir noch meine Rauten ausschlagen“.

Remter

QUELLEN

Gutzeit 1892b, 37f.
Remter, nach Grimms Wtb. Speisesaal der Mönche, entstanden aus mhd. Reventer, wie dieses aus refectorium. Remter heißen aber auch die großen Säle in den Burgen der geistlichen Ritterorden, besonders des deutschen Ordens in Preußen. Hochberühmt ihrer baulichen Schönheit wegen sind die 3 Remter im Ordenshause Marienburg. Bei uns wird ein Remter im Hause des Erzbischofs Sylvester beim J. 1449 erwänt; in diesem seinen Remter versammelten sich die Domherren und die Mannschaft, um den Schwur zu leisten. — Reventer begegnet auch, als Benennung der allgemeinen Ratsstube im rigaschen Rathause (s. Reventer), Remter dagegen als Benennung des h. Geiststiftes. In den Publica v. 1681 heißt es: Es waren die Frauen auß dem Rehmter bei ihm (dem Burgemeister) gewesen und sich höchst beschweret, daß man anitzo, da doch ihr Convent auch in der Belagerung davon verschont geblieben, dennoch selbiger mit einquartirung beleget. An einer anderen Stelle: Remter. Im Erbbuche wird beim J. 1730 ein Haus erwänt, welches am Rising lag gegenüber der Rämbter-Pforten. Dasselbe Haus wird in einem Auftragsprotokoll von 1771 erwänt: Haus gegenüber der Rehmter-Pforte am Rising belegen. Diese Bedeutung ist eine ebenso willkürliche und falsche wie die von Reventer für die Ratsstube. Sie konnte eigentlich nur gebraucht werden für die gemeinschaftliche Speisestube, welche die Stiftsgenossinnen in der „Gelegenheit“ (Wonung) des Speisevaters (jetzt: Ökonomen) hatten. Diesem lag ihre Beköstigung ob. Die gemeinschaftliche Beköstigung hörte in den 1780er Jahren auf. Auch in Campenhausens Elend befand sich ein gemeinschaftliches Speisezimmer.

Schloß
‣ Varianten: Schloss

QUELLEN

Gutzeit 1898, 132
Schloss. Wenn schließen aus lat. claudere hervorgegangen sein sollte, so könnte Schloss nicht aus schließen sich entwickelt haben, sondern aus lat. clostrum (claustrum). Im lat. Wort finden sich selbst beide Bedeutungen des deutschen wieder: Schloss (zum Schließen) und Schloss (Befestigung, Burg). Zuweilen unterschieden von Haus oder Gut. Schloss N. und Haus O. vgl. 196. XII. 345. Die Bürger Rigas sprachen vom slot oder Schloss oder der heren Borch, welches in Riga dem Ritterorden gehörte, während die Ritterbrüder es hus nannten, vgl. 174. 1892. 262.
Alle Güter, auf denen früher ein Schloss oder eine Burg gestanden, erhalten noch heute den Beisatz Schloss: Schloss Neuermülen, Schloss Serben, Schloss Lennewarden, Schloss Wenden u. s. w. Man spricht: auf Schloss Schujen und auf Schujen-Schloss; unter Schloss Kokenhusen. Der Schloss - Schujensche Bauer, 173. 1857. 69; der Schloss-Wendensche Graf Sievers; die Schloss-Marienburgschen, d. h. die Barone Vietinghof in Marienburg; die Schloss-Kokenhusensche Gutsverwaltung.
In 194. Nystädt 80 Schlosser statt Schlösser: Und mir Schlosser und Burge vorfänglich einnehmen.

Gutzeit 1898, 132
Schloss (Stubenschloss). Zwei tüchtige Schlossergesellen (auf Schloss) finden Beschäftigung bei Schmied —, rig. Ztg. 1882. 192.

Seemann von Jesersky 1913, 168
Schloß, f. Ordensschloß


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